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Freitag, 22. Juli 2016

Leere Flächen

Und schon hat sie mich im Griff, die Angst vor dem leeren Blatt. Als Blogger-Greenhorn stelle ich mir natürlich die Frage, ob sich jemand für meinen täglichen Kleinkram, meine Meinungen und philosophischen Betrachtungen interessiert. 
Aber warum eigentlich nicht? Wenn ich sehe, was manchmal auf Facebook gepostet, kommentiert und geliked wird, hat auch ein Blog seine Legitimation.
Die Frage bleibt aber: Womit beginne ich?

Vielleicht mit der Angst vor der leeren Leinwand. Ich versuche mich gerade zum ersten Mal als bildende Künstlerin. Und das kam so.

Die Kusine meines Vaters und ihr Mann Roli veranstalten jedes Jahr einen Wettbewerb unter ihren Verwandten und Bekannten. Letztes Jahr ging es darum, die Anzahl Korkzapfen in einer grossen, gläsernen Vase zu schätzen. Jedesmal, wenn Besuch kam, durften die Gäste ihre Schätzung abgeben. Roli notierte dann die Zahl auf einem Blatt und am Ende des Jahres zählte er die Zapfen. Die drei Personen, die der tatsächlichen Zahl am nächsten kamen, wurden zu einem Essen eingeladen. Zu meiner Freude war ich als Dritte auch dabei.

Dieses Jahr geht es nun darum, einen Poster mit den Massen 80cmx110cm zu gestalten. So ein Blatt ist grösser als man denkt, wenn es so leer vor einem auf dem Tisch liegt. Mir war von Anfang an klar, dass ich keine Collage machen würde, denn eine solche haben anscheinend viele angekündigt. Zudem musste ich berücksichtigen, dass ich zwei linke Hände habe und im Zeichnen völlig talentfrei bin. Also etwas Abstraktes. In der Papeterie kaufte ich Modellierpaste, um dem Oeuvre eine Struktur zu geben, dazu Spraydosen und Acryl-Farbe. Zuhause sass ich lange vor dem leeren Blatt, legte es wieder weg, nur um es tags darauf wieder hervorzukramen. Mutig griff ich in die Modelliermasse und verpasste dem Halbkarton ein Relief, einfach so aus dem Bauch heraus. Das Resultat ähnelte in bisschen einem Strichmännchen. Mit etwas Fantasie konnte ich darin auch einen kargen Baum oder eine Spinne erkennen. Egal, es würde ja noch die Farbe dazukommen. 

Also auf den Balkon damit, die Fensterläden schliessen, den Karton auf die Hinterseite der Fensterläden nageln und los sprayen. Was ich nicht in Betracht gezogen hatte war die glatte Oberfläche des Kartons, der eigentlich für Siebdruck gedacht war. Die Farbe begann in Rinnsalen das Blatt hinunter zu fliessen, was ich dann letztlich als interessantes Gestaltungs-Element akzeptierte. Am nächsten Tag kam noch etwas Rot und Dunkelgrün auf das hellgrüne Blatt und das Resultat war, nun ja, nicht der ganz grosse Wurf, den ich mir gewünscht hatte.

























Zurück zur Papeterie, ein neues Blatt kaufen, Stunden davor sitzen und auf Inspiration warten...

Hier das Resultat Nr. 2:






































Mittlerweile ist auch noch ein drittes Plakat entstanden, und obwohl es künstlerisch wertvollere Bilder gibt als meine, so habe ich doch die leeren Flächen gestaltet und Spass gehabt dabei.

Auch die leere Blog-Seite ist hiermit gefüllt, ein Anfang ist gemacht.




Und die Moral von der Geschicht': 
Erschrick vor leeren Flächen nicht!